Friedensförderung nach bewaffneten Konflikten:
Gemeinsam mit unseren Partner:innen setzen wir uns dafür ein, dass Friedensaktivist:innen die Umsetzung von Friedensabkommen und Prozesse der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nach bewaffneten Konflikten aktiv mitgestalten – und so zur Prävention gewaltvoller Konflikte und erneuter Eskalationen beitragen.
Der Abschluss eines formellen Friedensabkommens markiert auch den Beginn eines gesellschaftlichen Prozesses der Auseinandersetzung mit einer gewaltvollen Vergangenheit. Aus feministischer Perspektive verstehen wir diese Prozesse als Chance für eine umfassende Transformation von patriarchal geprägten und von bewaffneten Konflikten erschütterten Gesellschaften hin zu einem friedlichen und geschlechtergerechten Zusammenleben.
Unsere Erfahrungen in der Friedensförderung und wissenschaftliche Erkenntnisse belegen: Frauen bauen nach bewaffneten Konflikten häufig als Erste Brücken über Konfliktlinien hinweg, weil sie ähnliche Erfahrungen teilen. Sie schaffen Allianzen zwischen diversen ethnischen und politischen Gruppen, oder setzen sich als Kollektiv für die Anerkennung als Überlebende, respektive Opfer*, ein. Da die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit meist Jahrzehnte dauert, ist die intergenerationelle Friedensarbeit zentral: Traumata werden von Generation zu Generation weitergegeben. Gleichzeitig müssen Aktivist:innen vielfach über Jahre Friedensbemühungen vorantreiben und reichen diese Aufgabe an nachfolgende Generationen weiter.
Wirksame und nachhaltige Friedensarbeit
In Kolumbien, Nepal und den Philippinen setzen wir uns mit unseren Programmpartner:innen seit mehreren Jahren für die Beteiligung von Frauen in Wahrheits- und Versöhnungskommissionen, für die geschlechtergerechte Umsetzung der Friedensabkommen sowie für die Anerkennung und Entschädigung von Überlebenden konfliktbedingter – insbesondere sexualisierter – Gewalt ein. Wir verbünden uns mit Frauen in ihren vielfältigen Bemühungen, zur Wahrheitsfindung beizutragen, sich über Konfliktlinien und Generationen hinweg zu vernetzen und Gerechtigkeit einzufordern.
Die langjährige Partnerschaft mit Friedensaktivist:innen in den drei Ländern zeigt die Voraussetzungen für eine wirksame Friedensarbeit nach einem bewaffneten Konflikt auf:
Friedensbemühungen dauerhaft und langfristig unterstützen, um die Bedingungen zu schaffen, damit
Friedensaktivist:innen ihre kreative Handlungsfähigkeit entfalten und gestärkt sind, mit ihren Handlungen positive Veränderung zu bewirken, und
sie geeignete politische Opportunitäten («windows of opportunity») zugunsten der Umsetzung von Friedensabkommen und des gesellschaftlichen Wandels nutzen können.
Die Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen baut auf diesen Erkenntnissen auf, um eine wirksame Friedensarbeit nachhaltig zu gewährleisten und neuen Gewaltspiralen entgegenzuwirken.
*Wir verwenden den Begriff «Opfer» im Bewusstsein um dessen negativen Konnotationen und Zuschreibungen von Passivität und Hilflosigkeit. Der Begriff ist für gewisse Betroffene wichtig, um Anerkennung und Unterstützung von der Regierung einzufordern.
Gelerntes kreativ festhalten und weitergeben
Im Rahmen unseres Programms in Kolumbien, Nepal und den Philippinen stellten wir fest, dass
der Zugang zu Personen in politischen Machtpositionen Verantwortlichkeit fördert und die Anerkennung der vielfältigen Erfahrungen von Frauen verstärkt.
das Erzählen traumatischer Erfahrungen psychosoziale Unterstützung erfordert, damit die Überlebenden keine Retraumatisierung erleben.
es kontinuierliche Lobby- und Netzwerkarbeit braucht, um immer wieder auf die vielfältigen Erfahrungen von Konfliktbetroffenen aufmerksam zu machen und eine Wiederholung zu verhindern.
die Auseinandersetzung mit vergangenen Konflikten zur Prävention künftiger gewaltsamer Konflikte beiträgt.
Indem wir das gemeinsam Gelernte auf kreative Weise festhalten und weitergeben, wollen wir eine nachhaltigere Wirkung unseres Engagements erzielen. Die folgende Illustration (eine sogenannte Sketchnote) veranschaulicht den Prozess des Wandels, welchen wir zwischen 2021-2024 erzielen konnten.
