02.07.2025, Neues Kolumbien-Büro: Friedensförderung: feministisch, solidarisch, lokal und dekolonial

Als Friedensorganisation mit Sitz in der Schweiz haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt: Wie sieht ein dekolonialisierter Ansatz in der Friedensförderung auf der Grundlage feministischer Werte in der Praxis aus? Unsere weltweite Zusammenarbeit mit Partnerinnen hat uns immer wieder gezeigt, dass die Herausforderungen für den Frieden und die Sicherheit von Frauen nur mit transnationalen Strategien bewältigt werden können. Diese sind geopolitisch relevant, gehen aus lokalen Initiativen hervor und werden von lokalen Friedensaktivistinnen vor Ort geführt. Der erste Schritt in der Umsetzung unserer Lokalisierungsbemühungen ist die Eröffnung eines Büros in Kolumbien am 1. Mai 2025.  

Wir sind uns unserer privilegierten Position im Globalen Norden bewusst, die uns ermöglicht, in Sicherheit und in einem relativ vorhersehbaren Umfeld unserer Arbeit nachgehen zu können, gerade als Organisation mit Sitz in der Schweiz. Dasselbe gilt nicht für unsere Partner:innen in von bewaffneten Konflikten betroffenen Ländern und Regionen – ganz im Gegenteil. Dieses Privileg schafft unseres Erachtens jedoch auch Verantwortung.

Gleichberechtigt, mit Respekt und Selbstfürsorge

In den vergangenen Jahren haben wir Zeit und Energie in Debatten investiert, wie wir als in der Schweiz basierte feministische Organisation einen dekolonialen Ansatz nicht nur denken, sondern tatsächlich umsetzen können. In unserer gemeinsamen Arbeit mit den Partner:innen wenden wir bereits vieles an, das uns wichtig ist: Ko-Kreation und Kommunikation unter gleichberechtigten Partner:innen, feministische Entscheidungs- und Verantwortungsstrukturen, Respekt und Anerkennung der gegenseitigen Autonomie und Selbstfürsorge.

Um die technische und strategische Begleitung unserer Partner:innen unmittelbarer und wirksamer auszugestalten, ist Nähe – im menschlichen und geografischen Sinne – jedoch unabdingbar. Mit einer direkteren Begleitung können wir ihnen insbesondere mit unserer globalen Netzwerkarbeit einen Mehrwert bieten. Daher beschloss unser Vorstand in der Strategie 2022-2025 eine Lokalisierungskomponente zu integrieren und als Pilotprojekt die Eröffnung eines lokal geführten Büros in einem Programmland zu lancieren.

Warum Kolumbien?

In unserem Bestreben, unseren Ansatz zur Friedensförderung neu zu definieren und zu dekolonisieren, haben wir unser erstes lokales Büro in Kolumbien eröffnet. Wir sind seit 2016 dort tätig, verfügen im Team über kontextuelle Erfahrungen und sprachliche Kompetenzen. Zudem gilt Kolumbien als Vorreiterin für den Einbezug von Frauen in Friedensprozessen und als treibende Kraft für die Fortschritte in der feministischen Friedensförderung. Kolumbien verfügt ausserdem über eine der einflussreichsten Frauenbewegungen für die «Frauen, Frieden und Sicherheit»-Agenda.  

In Kolumbien treffen mehrere Realitäten aufeinander: ein anhaltender bewaffneter Konflikt; Friedensabkommen, die umgesetzt werden; und laufende Friedensverhandlungen mit verschiedenen bewaffneten Akteuren. In all diesen Bereichen muss die gleichberechtigte und massgebliche Beteiligung von Frauen weiterhin gefördert werden.  Wir sind überzeugt, dass eine lokale Geschäftsstelle in Kolumbien die Kraft der sozialen Bewegungen für Frauen und Frieden im Land zusätzlich ergänzt und verstärkt. Die zusätzliche Verbindung mit globalen feministischen Netzwerken ist geopolitisch relevant und trägt dazu bei, die «Frauen, Frieden und Sicherheit»- Agenda voranzubringen.

Nach einer umfassenden Kontextanalyse und der Klärung von politischen, strategischen, administrativen und rechtlichen Fragen haben wir am 1. Mai 2025 das Büro in Bogotá offiziell eröffnet. Das Büro wird von Suayan Barón Melgarejo geleitet. Mit ihr konnten wir eine kolumbianische Expertin für Gender, Friedensförderung und die «Frauen, Frieden und Sicherheit»-Agenda gewinnen. Sie wird massgeblich zur Umsetzung unserer Lokalisierungsbemühungen beitragen.

Erkenntnisse zur Verfügung stellen

Nach der dreijährigen Pilotphase und einer anschliessenden Evaluierung werden wir entscheiden, ob wir die Lokalisierung in anderen Ländern fortsetzen werden. Die im Büro gewonnenen Erkenntnisse werden in die Entwicklung und Umsetzung eines feministischen, solidarischen und dekolonialen Kooperationsansatzes in unserer Arbeit einfliessen und die Grundlage bilden, die wir der Gemeinschaft von Organisationen und Personen, die in der Friedensförderung tätigen sind, zur Verfügung stellen werden.

Weitere Informationen zu unserem Programm in Kolumbien.

«Kolumbiens Frieden: Was zu tun ist» (Interview mit der Menschenrechtsanwältin Luz Marina Monzón Cifuentes auf der News-Plattform swissinfo).

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