Die Gewalt in Israel und Gaza deeskalieren:

Appell: Aufruf zur Deeskalation der Gewalt in Israel und Gaza und zur Aufnahme gewaltfreier Dialoge

Wir sind entsetzt über die Eskalation der Gewalt in Israel und im Gazastreifen und erschüttert über den Verlust von Menschenleben. Wir verurteilen den gewaltsamen Angriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung aufs Schärfste. Ebenso verurteilen wir die von den israelischen Streitkräften angewandte Gewalt gegen die palästinensische Zivilbevölkerung. Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und Friedensorganisationen in Israel und Palästina fordern wir alle Entscheidungsträger:innen auf, das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte einzuhalten und die Zivilbevölkerung mit allen verfügbaren Mitteln zu schützen. Dazu gehört unter anderem die sofortige Beendigung der Geiselnahme von Zivilist:innen durch die Hamas und der von der israelischen Regierung verhängten Blockade des Gazastreifens, die die Bevölkerung vor allem vom Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, Strom und Treibstoff abschneidet.

Rassismus, Gewalt und Krieg sind verheerend und unmenschlich. Sie schüren Konflikte durch Leid, Isolation und Unterdrückung und verschärfen so Verzweiflung und Hass, vergiften die Gesellschaften und zerstören jede Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Dieser Kreislauf der Gewalt muss gestoppt werden.

In dieser Zeit des Leids, der Zerstörung und der Gewalt solidarisieren wir uns mit unseren Kolleginnen, die in Israel und Palästina den Frieden aufbauen. Seit Jahrzehnten stehen Frauen in Israel und Palästina an vorderster Front der Friedensförderung. Sie haben ihre eigenen Narrative entwickelt, um gewaltschürenden politischen und sozialen Visionen entgegenzuwirken. Sie haben Friedensverhandlungen gefordert und gleichzeitig Brücken in den Gemeinden gebaut und gewaltfreie Ansätze zur Konfliktlösung eingefordert.

Heute erleben wir erneut, wie ihre Arbeit durch die Eskalation der Gewalt zunichte gemacht wird. Heute erleben wir auch wieder, wie die Zivilbevölkerung und insbesondere die Frauen die Hauptlast des Krieges tragen.

Während wir diese Zeilen schreiben, werden Frauen getötet, vergewaltigt, verschleppt und verletzt. Sie fliehen aus ihren Häusern und fürchten um ihr Leben und das ihrer Angehörigen. Sie verabschieden sich von ihren Kindern und Partner:innen, die in einen Krieg hineingezogen werden, den sie sich nicht ausgesucht haben. Sie weinen bei Beerdigungen und beten in Krankenhäusern. Frieden ist für sie zu einem überlebenswichtigen Gebot geworden.

Aus Solidarität mit ihnen und mit der Zivilbevölkerung in Palästina und Israel fordern wir ein sofortiges Ende der Gewalt und des Tötens. Wir fordern, dass die Zerstörung ein Ende haben muss.

Eine Deeskalation der gegenwärtigen Situation, sowohl in Taten als auch in Worten, ist unmittelbar und dringend erforderlich. Wir rufen die Entscheidungsträger:innen auf, jegliche Kriegstreiberei einzustellen und Wege für gewaltfreie Dialoge zu finden. Die jüngsten Äusserungen der israelischen Regierung geben Anlass zu der grossen Sorge, dass die Handlungen von Rachegelüsten bestimmt werden und von einer mangelnden Bereitschaft zeugen, das anhaltende Leid anzuerkennen, das sie dem palästinensischen Volk zugefügt hat.

Ein Weg zu einem nachhaltigen Frieden ist dringender denn je, ein Weg, der unter anderem die uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte und Freiheiten für alle Palästinenser:innen und umfassende menschliche Sicherheit aller Israel:innen garantiert.

 FriedensFrauen Weltweit, 10. Oktober 2023