Zyklen der Gewalt durchbrechen: Kenia

Kämpfe um Land, Ressourcen oder um politische Macht: Das sind die Hauptgründe für die gewaltsamen Konflikte, die in gewissen Regionen Kenias regelmässig aufkeimen. Viele Frauen sind zwar in ihren Familien und Gemeinschaften aktiv in der Friedensförderung, es fehlt ihnen aber an Anerkennung, spezifischem Wissen und Zugang zu Ressourcen und grösseren Netzwerken. Hier setzt unser Projekt an.

Gemeinsam mit unserer Partnerin Coalition for Peace in Africa (COPA) führen wir Projekte durch, welche die friedensfördernden Kapazitäten von Frauen stärken. 2020 fanden in Isiolo Trainings statt, die auf Empfehlungen von Teilnehmerinnen an einem FrauenFriedensTisch gründen, der zwei Jahre davor durchgeführt wurde. Die Trainings bestanden aus zwei Themenblöcken: die Verarbeitung von Trauma und Seminare zur lokalen Umsetzung der UNO-Sicherheitsratsresolution 1325 zu «Frauen, Frieden und Sicherheit»

In Isolo setzten sich Frauen- und zivilgesellschaftliche Organisationen und konfliktbetroffene Menschen mit der Frage «Was braucht es für den Frieden?» auseinander. Die Region im Osten Kenias gilt seit Jahren als Brennpunkt. Die Ursachen der Gewaltzyklen sind vielfältig. Sie reichen von struktureller Armut über Konflikte um natürliche Ressourcen und Land bis hin zu den frei verfügbaren Schusswaffen, die Kriminalität und Gewalt schüren. Frauen sind überproportional von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen. 

Frauen- und Friedensorganisationen in Isiolo sprechen von einem gesamtgesellschaftlichen Trauma. Bevor die Ursachen angegangen und die Wunden geheilt werden, kann kein nachhaltiger Frieden entstehen. In Trainings lernten die Teilnehmer:innen Traumata zu erkennen, die Verbindungen zwischen Trauma und Gewaltzyklen zu verstehen und entwickelten Strategien, wie Gemeinschaften aus diesen Zyklen ausbrechen können.

Konflikte frühzeitig erkennen

Aufbauend auf diesem Projekt entwickelten wir 2021 mit COPA das weiterführende Projekt «Lokale Kompetenzen für den Frieden fördern», das 2021 und 2022 in Nakuru County durchgeführt wurden. Das Ziel: Frauen in ihrer Rolle als Friedensförderinnen, insbesondere während Wahlkämpfen, zu stärken. Nakuru County wurde mit Blick auf die kenianischen Parlamentswahlen 2022 als Durchführungsort ausgewählt, da es vor Wahlen als Konflikt-Hotspot gilt. Zwar führen auch dort Kämpfe um Ressourcen und Land zu Gewalt, es geht aufgrund Kenias ethnisierter Politiklandschaft jedoch auch um politische Macht. 

An den Workshops lernten die Teilnehmerinnen, entstehende Konflikte frühzeitig zu erkennen, und erarbeiteten Strategien, damit Frauen gleichberechtigt in der Politik und in Entscheidungsprozessen teilnehmen können. Sie analysierten ausserdem, inwieweit die Resolution 1325 in Nakuru County umgesetzt wird.

Restorative Justice für Konflikttransformation

Schliesslich erfuhren die Teilnehmerinnen, wie Restorative Justice für die Konflikttransformation genutzt werden kann. Seit den frühen 1990er Jahren erlebt Kenia Gewalt, so auch die Menschen in Nakuru. Viele Teilnehmerinnen erklärten, dass sie den Personen vergeben würden, die im Laufe der Jahre ihr Eigentum zerstört und sie von ihrem Land vertrieben haben, wenn diese ihr Unrecht freiwillig anerkennen, um Vergebung bitten, und eine – wenn auch nur symbolische – Entschädigung leisten würden.