Geschichte
Unsere Geschichte beginnt mit einer mutigen und visionären Idee: 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis nominieren, um der weltweiten Friedensarbeit von Frauen mehr Sichtbarkeit und Anerkennung zu verschaffen.
Frauen in Afghanistan wissen, wie viel für sie bei den Friedensverhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung auf dem Spiel steht. Scheitern diese, droht vor allem ihnen der Verlust hart erkämpfter Rechte. Die Frauen müssen ihre Rechte und ihre Mitsprache jedoch auch einfordern können. Ein Kurs an der Gawharshad Universität in Kabul ermächtigt sie, das zu tun.
Seit dem Sturz der Taliban 2001, sind Frauen am härtesten von der politischen Instabilität, den sozioökonomischen Krisen und gewaltsamen Konflikten betroffen. Sie befürchten, dass sie wieder ihrer Rechte enteignet und aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, sollten die Friedensverhandlungen scheitern. An den Verhandlungen sitzen nur vier Frauen (mit 42 Männern) am Tisch.
Neue Fähigkeiten für geschlechtergerechte Zukunft
«Frauen brauchen mehr Möglichkeiten an Friedensverhandlungen teilzunehmen,» sagt Khatira Khorrami, Koordinatorin für FriedensFrauen Weltweit in Afghanistan. Dafür brauchen sie das Wissen über die ihnen zustehenden Rechte und das Verhandlungsgeschick, um sich einen Weg in ein friedliches und geschlechtergerechtes Afghanistan zu bahnen, sagt sie. In einem Land mit einer Alphabetisierung von Frauen bei knapp 30%, ist das kein geringes Unterfangen. Selbst gebildete Frauen sind meist nicht in der Lage, ihre Forderungen klar zu benennen, um die Ausgrenzung zu verhindern.
Der «Gender und Frieden»-Kurs an der Gawharshad Universität in Kabul, den wir gemeinsam konzipiert haben, leistet einen Beitrag dazu, das Selbstvertrauen und die Fähigkeiten von Frauen in Afghanistan aufzubauen, damit sie bei richtungsweisenden Ereignissen mitreden können, sagt Khatira. Er ist eine Investition in die jüngere Generation, die mit einem erhöhten Bewusstsein Kampagnen für die Teilhabe von Frauen organisiert.
Seit ihrer Gründung 2010 durch die bekannte Menschenrechtsverteidigerin Sima Samar, trägt unsere Partnerorganisation Gawharshad mit ihren friedenspolitischen und feministischen Studiengängen zu einer positiven Veränderung in der afghanischen Gesellschaft bei und stärkt Frauen. Im Vergleich zu anderen afghanischen Hochschulen, ist dort der Frauenanteil unter den Studierenden mit mehr als einem Drittel hoch.
Wissen auch zuhause anwenden
Nach einem Intensivkurs zu «Frauen und Friedensförderung» 2020, setzten sich im März 40 Teilnehmer:innen mit der «Rolle der Frauen und ihre Einbindung in die laufenden Friedensgespräche» auseinander. Am Kurs nahmen acht Männer teil, um einen Dialog und das gegenseitige Verständnis zwischen Frauen und Männern zu ermöglichen. Wie die Teilnehmerinnen, haben auch die Männer am Kurs ihr Wissen über die verschiedenen Formen von Gewalt und von Konflikten erweitert und lernten Ansätze zur Konfliktlösung, die sie auch privat anwenden können. Die Rolle von Frauen in der Gesellschaft und ihre Rechte standen stets im Zentrum.
120 Multiplikator*innen
Alle Teilnehmerinnen lernten, wie sie mit ihren Familien über das Gelernte reden und über Soziale Medien ihr Wissen weiterverbreiten können. So werden die insgesamt 120 Absolventinnen beider Kurse zu wichtigen Multiplikator*innen. Wie eine Studentin sagte: «Ich dachte, dass Führungspersönlichkeiten geboren werden, aber durch dieses Seminar habe ich entdeckt, dass jede, die Veränderung möchte, eine Führungspersönlichkeit ist. Jetzt fühle ich mich als ‘leader’ und setze mich für die Beteiligung von Frauen bei den Friedensgesprächen ein.»