Feminist Peace Initiatives:Sudan: Frauenorganisa­tionen stärken, die sich für den Frieden einsetzen
In zwei Workshops für 60 direkt vom bewaffneten Konflikt betroffene Friedensaktivistinnen ging es darum, ihre Fähigkeiten zu stärken, ihre Friedensarbeit sichtbarer zu machen und sich für ihre Beteiligung in Friedensprozesse einzusetzen. Die vom Badya Centre for Integrated Development Services organisierten Workshops fanden im Februar 2025 in Dilling im Bundesstaat Süd-Kordofan im Süden des Sudan statt. Wir haben diese Workshops mit unseren Feminist Peace Initiatives unterstützt.
Wie können wir an Entscheidungen mitwirken, wenn wir ständig auf der Flucht sind und nach Sicherheit und Leben suchen?
— Workshop-Teilnehmerin
Die Teilnehmerinnen – Vertreterinnen von zivilgesellschaftlichen Organisationen, junge Aktivistinnen, Journalistinnen und Forscherinnen – setzten sich mit den Herausforderungen und Chancen für die Beteiligung sudanesischer Frauen an Friedensprozessen und politischen Entscheidungsprozessen auseinander. Sie diskutierten insbesondere über ihre eigene Rolle in der Friedensförderung. Die Workshops hatten auch zum Ziel, die Verhandlungs-, Kommunikations- und Advocacy-Kompetenzen der Frauen zu stärken. Die Teilnehmerinnen kamen aus Dilling, sowie aus Lagern für Binnenvertriebene in Dilling und im Bundesstaat Süd-Kordofan. Der bewaffnete Konflikt zwischen der sudanesischen Armee und den Rapid Support Forces brach 2023 aus. Er hat zur Vertreibung von mehr als 12 Millionen Menschen, einer schweren Hungerkrise und weit verbreiteter sexualisierter Gewalt gegen Frauen geführt.
Hindernisse für die Teilhabe von Frauen
Die Frauen nannten mehrere Hindernisse für ihre aktive Beteiligung an der Friedensförderung und an Entscheidungsprozessen, darunter ihre Vertreibung. Eine Teilnehmerin sagte: «Wie können wir an Entscheidungen mitwirken, wenn wir ständig auf der Flucht sind und nach Sicherheit und Leben suchen?» Die Frauen führten auch tief verwurzelte Bräuche und soziale Normen als Hindernisse für die Beteiligung von Frauen und die Sichtbarkeit ihres Aktivismus und ihrer Friedensarbeit an. «Wann haben Sie das letzte Mal in den Nachrichten die Geschichte einer Frau gesehen, die nicht von ihrem Leid handelte?», fragte eine andere Teilnehmerin.
Wichtige Erkenntnisse wurden in Vorträgen zum sudanesischen Nationalen Aktionsplan zu «Frauen, Frieden und Sicherheit» und zur Beteiligung von Frauen in regionale und internationale Initiativen zur Friedensförderung ausgetauscht. «Die bestehenden politischen Systeme sind darauf ausgelegt, Frauen auszuschliessen, was es uns schwer macht, Fuss zu fassen», sagte eine Teilnehmerin. Ein wichtiges Ziel des Workshops war es, die Frauen dabei zu unterstützen, diese Position in politischen Entscheidungsprozessen zu erlangen.
Aufbau von Wissen und Netzwerken
Die Beiträge wurden von Expertinnen präsentiert, die 2024 an den Gesprächen in Genf teilgenommen hatten, sowie von Frauen, die dem Sudanese Women Coordination Mechanism angehören, einer Initiative, die von einer Gruppe sudanesischer Aktivistinnen mit Sitz in Kampala (Uganda) ins Leben gerufen wurde.
Die Teilnehmerinnen erarbeiteten eine Reihe von Empfehlungen für die volle Einbeziehung sudanesischer Frauen in Friedensprozesse. Die Empfehlungen reichen von Möglichkeiten, die Arbeit von Friedensaktivistinnen sichtbarer zu machen, bis hin zur gezielten Ausrichtung ihrer internationalen und nationalen Advocacy-Arbeit, um ihre Teilhabe an Entscheidungsprozessen sicherzustellen.
Das Badya Centre wurde 2002 mit dem Ziel gegründet, Frieden, Geschlechtergleichstellung, Entwicklung und humanitäre Hilfe auf nationaler Ebene und in fünf der 18 Bundesstaaten des Sudan zu fördern.
Die bestehenden politischen Systeme sind darauf ausgelegt, Frauen auszuschliessen.
— Workshop-Teilnehmerin
Relevante Beiträge
Interview in annabelle:Rabab Baldo: «Ich glaube, Männer haben Angst vor den Stimmen der Frauen»
Rabab Baldo ist eine prominente sudanesischen Friedensaktivistinnen. In der Zeitschrift annabelle spricht sie über den Krieg und darüber, was Frauen tun, um das Blutvergiessen zu stoppen. Doch der Raum für Friedensaktivistinnen wird immer enger. Lesen Sie den Beitrag in unserem Medienspiegel.
Artikel:Krieg im Sudan: Wie Frauen den Friedensprozess beeinflussen wollen
Artikel auf swissinfo zu den Verhandlungen für eine Waffenruhe in Sudan, mit Inputs von Rabab Baldo, Mitglied unseres Netzwerks, und unserer Geschäftsleiterin Deborah Schibler.
Interview mit Rabab Baldo:Sudan: «Wir Frauen werden nie konsultiert»
«Wir Frauen versuchen ständig, unser Land zu retten, aber wir werden nie konsultiert, und dafür zahlt der Sudan einen hohen Preis.» Die Friedensaktivistin Rabab Baldo spricht im Interview über den brutalen Konflikt, die Rolle von Frauen in der Friedensförderung und ihre Erwartungen an die Verhandlungen in der Schweiz am 14. August.